Die Macht des Geistes


Der Schlaf

Einleitung

Nach langen Stunden des Wachens, überkommt jeden von uns früher oder später ein Gefühl von Müdigkeit. Die körperliche Leistungsfähigkeit, sowie die Konzentrationsfähigkeit, nimmt mit zunehmender Länge der Wachphase kontinuierlich ab. Ab einem bestimmten Zeitpunkt, werden die Bewegungen immer schwerfälliger und auch die Augen offen zu halten, gestaltet sich immer schwieriger. Denn gerade die Augen, die dem Gehirn eine gewaltige Flut an Informationen senden, werden nun vom Hirn selbst zur Ruhe gezwungen. Desweiteren veranlassen Teile des Gehirns, dass sich die Atmung verlangsamt und die Herzfrequenz abfällt. Das Gehirn ist es auch, das, nachdem es den Körper in den Ruhezustand gebracht hat, dafür verantwortlich ist, die Schlafphase einzuleiten und aufrechtzuerhalten. Der nun folgende Schlaf beruht auf einem Zwang, dem sich ein gesunder Mensch mit keiner Macht der Welt auf Dauer widersetzen kann. Wir schlafen einfach ein…
Im Durchschnitt verbringt der Mensch gut ein Drittel seines Lebens im Schlaf, Was z.B. bei einem sechzigjährigen Menschen, immerhin zwanzig Lebensjahre ausmacht. Grund genug um sich doch mal die Frage zu stellen, was der Schlaf eigentlich für eine Funktion hat und auf welchen Prinzipien er beruht. Ist der Schlaf von physischer Notwendigkeit, oder liegt sein Nutzen gar außerhalb der materiellen Welt? Schlaf als eine Art Bewusstseinserweiterung, oder zur Erlangung eines höheren Bewusstseins? Oder ist der Schlaf etwas doch nur nutzlose, verschwendete Zeit? Wie dem auch sei, der Schlaf ist ein wissenschaftliches Phänomen. Bis heute gibt es keine vollständige, plausible Erklärung zum genauen Sinn und Zweck des Schlafes, lediglich einige unzureichende Hypothesen die hier noch im Einzelnen aufgeführt werden. Der Schlaf gehört zu unserem Leben dazu, er ist die Zeit des Träumens. Wir leben in ihm weiter. Nur auf einer anderen Ebene…

Ein kurzer Überblick des physischen Geschehens

Zuständig für die Schlafeinleitung sind im Wesentlichen freie Gruppen von Nervenzellen im Gehirn. Zu diesen gehören:
Die Formatio reticolaris, mit ihrer Verbindung zu den Raphekernen (ein Gebiet im Hirnstamm)
Der Thalamus (ein Gebiet im Zwischenhirn)
Der Hypothalamus (ein Gebiet im Zwischenhirn)
Ob wir schlafen, oder gerade wach sind, hängt größtenteils von der Konzentration der Neurotransmitter im Thalamus ab. Entscheidend dabei, ist die Art der Neurotransmitter. Der Thalamus wird als „das Tor zum Bewusstsein“ bezeichnet, da erst Informationen die ihn passieren das Großhirn erreichen und uns so bewusst werden. Informationen, die den Thalamus nicht passieren, werden somit nicht wahrgenommen. Wird diese Verbindung unterbrochen, oder auf ein Minimum des Informationsflusses eingegrenzt, schlafen wir ein. Sollte die Verbindung auf immer verlorengehen, z.B. bei Schädigung des Thalamus, gilt der Mensch als hirntot. Die lebenswichtigen Körperfunktionen sind zwar nicht beeinträchtigt, aber da sie sich im Hirnstamm befinden und eben nicht im Großhirn, wird die betroffene Person ihr Bewusstsein nicht wiedererlangen können. Dieser Zustand wäre der, eines dauerhaften Komas. Noradrenalin und Acetylcholin sind zwei, durch die Formatio reticularis ausgeschüttete Botenstoffe (Neurotransmitter), die erregend auf den Thalamus wirken. Die Funktion die die Formatio reticularis ausübt, ist daher die eines Signalgebers für Wachheit. Die durch den Hypothalamus ausgesendeten Neurotransmitter Histamin und Orexin, wirken ebenfalls stimmulierend auf den Thalamus. Die Funktion des Thalamus wird direkt, d.h. über die Thalamus- stimmulierenden Neurotransmitter, oder indirekt, über die Rezeptor- hemmenden Neurotransmitter, gesteuert. Der Neurotransmitter Melatonin, der aus der Epiphyse (Zirbeldrüse) stammt, wirkt als ein Rezeptor- hemmender Botenstoff. Um die Schlafphase einzuleiten, muss die Konzentration der stimmulierenden Neurotransmitter im Thalamus absinken. Das bedeutet eine dementsprechende Zunahme an Rezeptor- hemmenden Neurotransmittern.
Hemmende Neurotransmitter sind:


-Serotonin
-Gammaaminobuttersäure (GABA)
-Melatonin


Serotonin wird während der Einschlafphase vermehrt von den Raphekernen ausgeschüttet und blockiert die Rezeptoren des, von der Formatio reticularis ausgesandten Botenstoffes Noadrenalin. Von anderen Teilen des Hirnstammes, wird die Y- Aminobuttersäure ausgeschüttet, mit einer ähnlich hemmenden Wirkung. Über den Hypothalamus, der für die Produktion von Orexin, sowie Histamin zuständig ist, wird indirekt Einfluß auf die Reizung des Thalamus genommen. Durch die Dunkelheit, die durch die Augen festgestellt wird, wird die Produktion, des im lichtempfindlichen Hypothalamus produzierten Orexin und Histamin verringert. Ist die Stimmulanz des Thalamus auf ein Minimum reduziert, beginnt der Schlaf.
Der Schlaf- Rhythmus wird also alleine durch die Reize gesteuert, die zum Gehirn gelangen. Alle zum Hirn gehenden Reize, werden unter dem absteigenden retikularen Aktivierungssystem (ARAS) zusammengefasst. Durch erhöhte Stoffwechselleistungen, wie z.B. durch körperliche Arbeit, entsteht ein weiterer Müdigkeit- verursachender Stoff, das Adenosin (das Koffein ist eine dem Adenosin entgegengesetzte Stoffart). Körperliche Auswirkungen sind z. B. Muskelschlaffheit = Atonie.

Die Aufrechterhaltung des Schlafes

Neben der Schlafeinleitung werden auch die Aufrechterhaltung und die Beendigung des Schlafes, durch Nervenzellenverbände und ihre Systeme gesteuert (Neurophysiologische Steuerung). Das Großhirn variiert die Schlaftiefe in zeitlichen Etappen. Dabei wechseln Tiefschlafphasen mit den weniger tiefen Schlafphasen ab. Gegen Ende des Schlafes (durchschnittlich ca. 7 Std), wird der Wechsel der Phasen immer schneller. Der Schlafende wird langsam wach. Die Stadien des Schlafes I- III werden 5- 7mal durchlaufen. Dabei nehmen die Tiefschlafphasen ab und die REM (Rapid Eye Movement) immer mehr zu. REM hat erhöhten Blutdruck, sowie eine erhöhte Herzfrequenz zur Folge. Das Stadium IV wird in den meisten Fällen nur einmal durchlaufen. Ein Schlafzyklus dauert ca. 90 min. Im Wachzustand, werden ähnliche Phasen, in gleichen Abständen durchlaufen (Ultradiane Rhythmik). Ältere Menschen erreichen das Stadium IV zumeist gar nicht mehr, oder nur noch selten.


Phasen Zustand Frequenz


Geschlossene Augen Alphawellen 8- 13 Hz
Stadium I Leichter Schlaf (kurz vor dem Einschlafen) Thetawellen 4- 7 Hz
Stadium II Schlafspindel (synchrone synaptische Aktivität) Thetawellen 4- 7 Hz
Stadium III (Vorstufe zum Tiefschlaf) Deltawellen < 4 Hz
Stadium IV Tiefschlaf Deltawellen < 4 Hz
REM desynchronisiertes EEG (Traumphase) Betawellen 14- 60 Hz

Während des Schlafes synchronisieren die Nervenzellen ihren Takt.
Orexin ist eine Wake- Up- Drug für Kampfjetpiloten
Melatonin hat die höchste Konzentration im Blut gegen 3 Uhr
Delphine können mit beiden Hirnhälften getrennt schlafen die Funktionen werden von der jeweilig anderen Hirnhälfte übernommen
Läsionen (Schädigungen am Hypothalamus oder dem Thalamus führen zu Insomnie (Schlaflosigkeit)
Antihistaminika bewirkt eine Hemmung des Weckhormons

 

Hypothesen zur Funktion des Schlafes


Bis heute gibt es keine plausible Erklärung zum genauen Zweck des Schlafes, lediglich Hypothesen, welche jedoch alle nicht zufriedenstellend sind. Die gängigsten Hypothesen führen wir hiermit auf.
Die Regenerative Hypothese
Diese besagt, dass der Schlaf zur Erholung der Organe dient. Dafür spricht, dass nach dem Schlaf, viele Körperfunktionen besser funktionieren als nach einer langen Wachphase.

Die adaptive Hypothese
Sie besagt, dass die Länge des Schlafes genetisch programmiert und somit festgelegt ist. Dieses dient auf Basis der Erholung des ökologischen Gleichgewichtes, indem einer „Überweidung“ vorgebeugt wird.

Kalibrationshypothese
Diese Hypothese geht davon aus, dass einzelne Körpersysteme in ihre, zeitlichen Ablauf, aufgrund unterschiedlicher Geschwindigkeiten außer Takt geraten und diese im Schlaf rekalibriert werden.

Die psychische Hypothese
Schlaf dient der Informationsverarbeitung, sowie der Stressbewältigung, alltäglicher Erlebnisse.

Lern- Prozesse
Das Gehirn braucht einzig und allein den Schlaf, um Informationen zu verarbeiten und Erinnerungen fest abzuspeichern.


Parapsychologische Hypothese
Folgt